1923 bis 1931 wurden mit einer Drahtseilbahn die Steinquader von Bollstadt bis nach Möttingen zu den Bayerischen Portland-, Zement- und Traßwerken befördert. Für weit über 100 Arbeiter war es ein schwerer Schlag, als die Fabrik 1929 die Produktion eingestellt hat und sie ihren Verdienst verloren haben. Das Zementsyndikat als Konkurrent sei Schuld gewesen, weil es die Grundstücke rund um den Rieser Steinbruch aufgekauft habe, um die Firma in die Zange zu nehmen.
Auszug aus den Aufzeichnungen von Bürgermeister Fr. Arnold
Da nach Kriegsende die Männer zurückkamen, gab es viele Arbeitslose, die öffentlichen Arbeiten begannen wieder. Nun waren in Bollstadt und Amerdingen große Traßsteinbrücjhe. Um dieselben auszunützen, siedelte beim Bahnhof Möttingen sich eine Zementfabrik an. Um die arbeitslosigkeit schnellstens zu beheben, wurde eine Kleinbahn auf Schienen der Bezirksstraße Möttingen-Mönchsdeggingen bei Mönchsdeggingen auf der Schaffhauser-Straße bis oberhalb des Ziegelstadels, in einer Spitzkurve umgeleitet, hinter dem Kloster entlang über den Springberg, bei der Steig an der Untermagerbeiner Seite überquert und im Blossenweg auf die Waldabteilung Bühlhau, dem hinteren Blossen entlang in die Weiherheide am Bierweg auf der Höhe über die Hohenaltheimer straße nach Bollstadt. Mönchsdeggingenwar somit umgangen, jedoch der Verkehr nach Möttingen sehr behindert. 1922 wurde alles wieder abgebaut und das Steinmaterial auf eine gradlinige Seilbahn befördert.
Fotos freundlicherweise von G. Besel zur Verfügung gestellt
Quelle: Rieser Leben - 369 historische Fotografien zeigen die "alten Zeiten im Ries"
Verlag der Buchhandlung GRENO Nördlingen - Exemplar leider vergriffen
Hier eine ehemalige ähnliche Trassbahnlok, aufgenommen bei der Waldeisenbahn vor 1945
Quelle:Muskaubahn
Trasswerk in Möttingen
Das Trasswerk Möttingen ist aus der ersten bayerischen Trassindustrie H. Schiedemandel in München hervorgegangen. Zuerst mit Sitz in Wemding, wurde es im Dezember 1919 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und der Sitz nach Möttingen verlegt. Gleichzeitig wurde das beste bayerische Trassvorkommen bei Bollstadt erworben. Nachdem mit dem gemahlenen Trass und Trassbausteinen alleine keine bedeutende Industrie geschaffen werden konnte, ging man über zur Herstellung von Portlandzement aus Kalk und Trassstein. Im Jahre 1926 entstand aus der alten AG das neue Unternehmen Bayer. Portlandzement und Trasswerk AG Möttingen. Das Rohmaterial wurde aus den Trasssteinbrüchen in Bollstadt und dem Kalksteinbruch in Ziswingen gewonnen.
Von 1920 bis 1922 wurde dieses Steinmaterial mit einer Kleinbahn zum Werk in Möttingen transportiert. Doch die großen Steigungen waren sehr beschwerlich und die Kleinbahn wurde ab Oktober 1922 durch die Seilbahn mit einer Seillänge von 23 km ersetzt. Das Drahtseil wurde im März 1929 vollkommen erneuert und leistungsfähigere Maschinen eingebaut. Das Werk selbst lag auf der rechten Seite der jetzigen B 25 von Nördlingen nach Donauwörth und war auch mit der Reichsbahn durch ein Industriegleis verbunden.
Fabrikationsvorgang: Jeder der beiden Rohstoffe (Trass und Kalksteine) wurde auf geeigneten Maschinen vorgebrochen und in Trockentrommeln getrocknet. Dann wurden diese im richtigen Verhälnis gemischt und das so gewonnene Rohmehl in zwei 48 m langen Drehöfen zu Portlandzementklinker gebrannt. Dann wieder in mächtigen Mühlen aufs feinste vermahlen und in Silos, welche heute noch stehen, gelagert und in Papiersäcken verpackt in den Handel gegeben. Der Portlandzement wurde in großen Wasserbauwerken verwendet, weil durch nochmaligen Zusatz von getrocknetem Trass eine längere Abbindezeit erreicht wurde.
Die Trasswerk AG Möttingen ist nicht dem Syndikat beigetreten, und als mehrere Aktionäre ihre Aktien teuer an das Syndikat verkauften, mit dem die AG Möttingen nicht gut stand, wurde das Werk im Juli 1929 stillgelegt, wodurch 200 Angestellte und Arbeiter aus der Umgebung arbeitslos wurden. Der 45 m hohe Schornstein wurde am 8. Mai 1936 von einer Pioniereinheit aus Ingolstadt gesprengt.
Quelle: Möttingen - Bilder aus vergangenen Tagen - Zusammenstellung und Text von Friedrich Bissinger 1. Bürgermeister
Geiger-Verlag Horb am Neckar - 1. Auflage 1991
Suevit-Gestein in Oberringingen